Alte Hausnummer | Hausname aus der Zeit um 1800 | Heutige Adresse |
Nr. 1 | Bäckerbauer | Birkenstr. 10 |
Beim Bäckerbauer 1908 |
Der Hof wurde 1952 in einem Artikel zum „Bauernleben im Mittelalter“ des Lehrers A. Gabler aus Augsburg als Beispiel für gerichtsherrliche und grundherrliche Abgaben eines Hofes genannt. Die Angaben dazu hatte der damalige Leiter des Neuburger Staatsarchivs Dr. Heider geliefert, den Gabler mit folgenden Worten zitiert: „Man wird mit Erstaunen feststellen, wie fest und fast unverändert die Verhältnisse und Abgaben der Grundherrschaft sich seit dem Mittelalter bis herauf ins Jahr 1800, ja sogar bis 1848, dem Zeitpunkt der Grundentlastung, erhalten haben.“ Gabler dann weiter:
„Nach dem Grundsteuerkataster von 1836 gehörten zu dem Anwesen Nr. 1 folgende Bestandteile:
A | Das Hofgut mit Wohnhaus, Wirtschaftsgebäuden, ferner 68 Tagwerk Acker, 34 Tagwerk Wiesen, 7 Tagwerk Wald |
B | Das unbezimmerte Heiligengut (also ohne Gebäude) mit 5 ½ Tagwerk Acker und Wiesen |
C | Alte Gemeindeteile, 3 Tagwerk Krautgärten |
D | Ludeigen (walzende Gründstücke), d.h. freieigene Grundstücke, die vom Bauern beliebig, ohne irgendeinen Konsens eines Herrn, veräußert werden durften, 49 Tagwerk, darunter 40 Tagwerk Wald. |
A. Das Hofgut
Gerichtsbar zum Königl. Landgericht, grundbar zum Königl. Rentamt.
Großzehent: Pfarrei Unterhausen (1/3 fixiert auf Grundzins an das königl. Rentamt, 2/3 Pfarrei Unterhausen
Kleinzehent: Pfarrei Unterhausen
Blutzehent: Pfarrei Unterhausen
Kernobstzehent: Pfarrei Unterhausen
Ständige Abgaben: | ||
Fixierte Mähnatfron (Dienst mit der Mähne = Gespanndienst) | 01 fl. | 02 kr. |
Gerichtsdieners-Getreid in Roggen | 55 kr. | |
Hennengeld | 12 kr. | |
zwei Haberbruckgarben, dann 18 Schütt Hofstroh (eine aus dem Mittelalter stammende Abgabe zugunsten des Unterhalts der Neuburger Donaubrücke) | 01 fl. | 47 kr. |
Grundzins | 03 fl. | 20 kr. |
Getreidegilt in: Roggen | 48 fl. | 57 kr. |
Haber | 33 fl. | 34 kr. |
Wachsgilt zur Pfarrkirche Straß | 33 kr. | |
Zehntabgaben: | ||
Vom fixierten 1/3 Großzehent Grundzins in: | ||
Weizen | 01 fl. | 30 kr. |
Roggen | 07 fl. | 20 kr. |
Gerste | 04 fl. | 41 kr. |
Haber | 02 fl. | 05 kr. |
Unständige Abgaben: | ||
Handlohn (6 2/3% in Besitzveränderungsfällen unter Lebenden aus 2036 fl. Wertanschlag einschl. des Gebäudewertes, davon 1/20 als jährliches Fixum – das Hofgut war erbrechtig) | 06 fl. | 47 kr. |
112 fl. | 43 kr. | |
Besondere Leistungen: | ||
jährlich 4 Laib Kirchtagbrot an Pfarrei Unterhausen | ||
jährlich 2 Korn- und 2 Gersten-Läutgarben dem Meßner daselbst. | ||
Dienstbarkeit und besonderes Verhältnis: Geäckerichrecht des königl. Aerars in den Waldungen (das Recht, Schweine in Eichen-, auch Buchenwälder zur Waldmast treiben zu lassen). |
B. Das Heiligengut
Grundherr: Pfarrkirche Oberhausen
Ständige Abgaben: | ||
Grundzins nach Oberhausen | 40 kr. | |
Getreidegilt in: Roggen | 03 fl. | 41 kr. |
Haber | 02 fl. | 27 kr. |
Zehntabgaben: (zum königl. Rentamt) | ||
Vom fixierten 1/3 Großzehent | ||
Grundzins in: Weizen | -- | -- |
Roggen | 20 kr. | |
Gerste | 11 kr. | |
Haber | 05 kr. | |
Unständige Abgaben: (nach Oberhausen) | ||
Handlohn (1/20 aus letztem Handlohn als jährliches Fixum – das Heiligengut war erbrechtig) | 06 kr. | |
07 fl. | 30 kr. |
C. Bei den alten Gemeindeteilen
Ludeigen
Ständige Abgaben: (an das königl. Rentamt) | ||
Grundzins | 08 kr. | |
Zehntabgabe (an das königl. Rentamt) | ||
Vom fixierten 1/3 Großzehent | ||
Grundzins in: Roggen | -- | -- |
Weizen | -- | -- |
Gerste | -- | -- |
Haber | -- | 05 kr. |
13 kr. |
D. Bei der Geißelangerwiese
Grundherr: Pfarrkirche Unterhausen
Ständige Abgaben: | ||
Wachsgilt | 01 fl. | -- kr. |
Getreidegilt in: Roggen | 20 kr. | |
Haber | 15 kr. | |
Unständige Abgaben: | ||
Handlohn (1/20 aus letztem Handlohn, als jährliches Fixum – das Grundstück war erbrechtig) | 04 kr. | |
01 fl. | 39 kr. |
E. Bei den ludeigenen Stücken:
Ludeigen
Zehntabgabe: (zum königl. Rentamt) | ||
Vom fixierten 1/3 Großzehent | ||
Grundzins in: Weizen | 07 kr. | |
Roggen | 40 kr. | |
Gerste | 30 kr. | |
Haber | 17 kr. | |
01 fl. | 34 kr. |
Gesamtabgaben:
Das Hofgut: | 112 fl. | 43 kr. |
Das Heiligengut: | 07 fl. | 30 kr. |
Bei den alten Gemeindeteilen: | 13 kr. | |
Bei der Geißelangerwiese: | 01 fl. | 39 kr. |
Bei den ludeigenen Stücken: | 01 fl. | 34 kr. |
123 fl. | 39 kr. |
Aus dem Grundsteuerkataster von 1836 ist ersichtlich, daß zur Zeit seiner Anlage 2 Metzen Roggen mit 40 kr. gerechnet wurden. Nun waren 2 bayerische Metzen = 74 Liter = 51,8 kg Roggen. Die Gesamtabgabe von 123 fl. 39 kr. oder 7419 kr. (1fl. = 60 kr.) wäre darnach dem Werte von 191,66 Ztr. Roggen gleichzusetzen. Das wäre nach dem heutigen Getreidepreis (25 DM je Ztr.) eine Belastung mit jährlich 4791,50 DM bei 166 Tagwerk Grund. Bei dem damaligen Ernteertrag war zur Erbringung dieses Abgabensolls der Anbau von etwa 25 Tagwerk, also weniger als eines Sechstels des Grundes nötig.“ (Gabler, S. 197-199)